Das Pektin-Wunder Quitte ist jetzt reif, die Ernte hat gerade begonnen.
Die Quitte, lateinisch Cydonia oblonga, nach einer Stadt im Nordwesten der Insel Kreta benannt, ist bei uns fast in Vergessenheit geraten. Sie ist nur selten zu bekommen, am ehesten in türkischen Gemüseläden.
Dabei ist die Quitte nicht nur ein schmackhaftes Obst, sondern ein wertvoller „Gesundheits“-Helfer. Schon Hippokrates, Galen und die heilige Hildegard von Bingen wussten sie als Heilmittel einzusetzen.
Die Quitte zählt zu den Kernobstgewächsen aus der Gattung der Rosengewächse. Sie ist im Fruchtfleisch sehr hart, was ihre Verarbeitung nicht ganz leicht macht – aber der Aufwand lohnt sich! Auf ihrer Schale befindet sich ein pelziger Flaum, welcher viele Bitterstoffe enthält. Deshalb wird meist empfohlen, diesen zu entfernen.
Gerade diese Bitterstoffe sind es, welche sich positiv auf unsere Verdauungsdrüsen auswirken. Aus unseren heutigen Gemüsen sind die Bitterstoffe fast herausgezüchtet worden, um sie schmackhafter zu machen – aber ihr Wert für unsere Verdauung hat sich damit eben auch vermindert. Wir selbst entfernen den Flaum deshalb nicht, wir waschen die Früchte und verarbeiten sie ungeschält.
Die Frucht als Ganzes ist sehr reich an Pektin, an Gerbstoffen, Vitamin C (mehr als ein Apfel), Mineralstoffen, Fruchtsäuren und Folsäure. Ihre Kerne sind kleine Wunderwerke und haben einen enorm gesunden Stellenwert. Wenn man sie in kaltem Wasser einweicht, ergibt sich ein dicker Schleim, welcher schon im Altertum bei schlecht heilenden Wunden, rissigen Brustwarzen, bei Verbrennungen oder alten Geschwüren als Wundbalsam aufgetragen wurde. In der Kosmetikbranche erleben die Kerne deshalb gerade eine kleine Renaissance, kann man doch ihre positiven Eigenschaften wunderbar als Grundlage für Creme’s oder Gel’s nutzen. Wir kennen Anwendungen aus alter Zeit als Seifenersatz. Allerdings müssen Sie wissen, dass die Kerne Blausäure enthalten (diese ist giftig) und deshalb nicht als Ganzes gegessen werden sollten.
Ein Wundermittel ist das Pektin. Davon enthält die Quitte soviel, dass man ihr Mus kochen kann ohne eine Gelierhilfe. Es wird schön fest und geliert ohne Probleme aus. Pektin ist bekannt von den Äpfeln. Es ist ein probater Helfer bei Durchfällen, denn es bindet Schadstoffe im Darm und bringt diese schonend zur Ausscheidung. Durch diese schadstoffbindende Eigenschaft wird Quittensaft oder -mus als ergänzendes Mittel bei Gicht eingesetzt.
Zusätzlich sagt man dem Pektin eine ausgleichende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel und die Senkung des Cholesterins nach.
Bei Verstopfung hilft die Quitte ebenfalls auf schonende Weise. Quittenhonig wurde von der hl. Hildegard als Stärkungsmittel eingesetzt. Der hohe Gehalt an Gerbstoffen wirkt auf die Schleimhäute im Körper zusammenziehend, und der hohe Vitamin C-Gehalt ist gerade jetzt in der Herbstzeit ein wichtiger Helfer gegen Erkältungskrankheiten.
Sie sehen also, die goldgelbe Frucht ist ein Allroundtalent! In den Hausgärten ist die Quitte im Übrigen ein hervorragender Pollenspender für die Bienen, ihre Blüten prangen spät im Mai hellrosa an den Zweigen und locken scharenweise die hungrigen Bienen an. Lagerfähig ist die Quitte leider weniger, wenn Sie welche erstanden haben, sollten Sie sie zügig verarbeiten.
Es gibt unzählige Rezepte für den Einsatz von Quitten in der Küche. Man kann sie zu Wildgerichten servieren, Quittenstrudel oder -kuchen damit backen, sehr bekannt ist das Quittenbrot. Dabei handelt es sich um eine Art Fruchtleder, das Quittenmus wird mit dem selben Teil Zucker schonend getrocknet und im Winter als Süßigkeit vernascht. Wir empfehlen das Quittenbrot nicht, da es sich tatsächlich um eine zuckersüße Variante handelt, und unserer Meinung nach die Quitte viel zu wertvoll ist, um sie mit Zucker zu „verschandeln“.
Wir kochen aus ihr (ungeschält, lediglich entkernt) ein Mus, ohne Zuckerzusatz, welches zugegeben sehr säuerlich ist. Als Zugabe ins morgendliche Müsli oder in einen Smoothie erhält sich so aber der gesundheitliche Wert und wer mag, kann ja nachsüssen. Des weiteren entsaften wir die Quitten mechanisch ( nicht thermisch, um ihre wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten) und frieren den Saft in Schraubgläsern ein. So können wir in der Erkältungszeit nach Bedarf darauf zurückgreifen und die Quitte wirklich nutzen als das, was sie ist – eine Helferin in dunkler, kalter Zeit!
Man kann Quittenessig oder –öl mit ihr zubereiten, für den Quittenhonig der hl. Hildegard wird klein geschnittene, entkernte Quitte in Honig eingelegt und bei Bedarf gegessen. Auch Quittenlikör wird ungesüsst angesetzt und kann im Winter ein Helfer bei beginnenden Erkältungen sein. Der aus den getrockneten Quittenkernen in Wasser entstehende Schleim kann zum Gurgeln bei Halsentzündungen eingesetzt werde, der Schleim legt sich beruhigend über die gereizten Schleimhäute. Die getrockneten Blätter des Quittenbaumes können als Tee verwertet werden.
Wir laden Sie ein, sich einmal näher mit dieser wertvollen Obstsorte zu befassen. Früher gab es in fast jedem Bauerngarten einen Quittenbaum, und heute sind die Quitten fast verschwunden.
Deshalb empfehlen wir Ihnen auch das Fränkische Rekultivierungsprojekt alter Quittensorten in Untereisenheim an der Mainschleife. Dort hat man sich der Erhaltung der Quitte angenommen und unterhält unter anderem den Astheimer Quittenlehrpfad (www.mustea.de). Ein Ausflug dorthin lohnt sich auf jeden Fall, denn es ist altes, wertvolles Wissen aus der Erfahrungsheilkunde, welches erhalten werden sollte und zu neuer Blüte (im wahrsten Sinne des Wortes) gebracht werden könnte.
Die wertvollen Helfer aus der Natur sind älter als jedes synthetische Medikament, und für gesundheitliche Unterstützung in unserem Alltag immer eine Überlegung wert!
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